Zum Inhalt springen

Die Sage vom Teufel von Schiltach

Im 16. Jahrhundert brannte das Städtchen Schiltach innerhalb der Ringmauer bis auf die Grundmauern nieder. Diese für die Bevölkerung katastrophale Unglück ereignete sich im Zeitalter des Hexenwahns und der Verfolgung der Menschen durch die kirchliche Inquisition. Die Bürger hatten damals keine Erklärung für die Ursache eines solch verheerenden Infernos. Wie so oft, schob man die Schuld für das Unerklärliche einem in der Gesellschaft am Rande stehenden Mitmenschen in die Schuhe, der – damit er die Tat überhaupt begehen konnte – natürlich von einem Dämon besessen sein musste. So war es auch im Jahre 1533. Die Zimmer’sche Chronik gibt über diesen Brand Bericht, dem wohl das damals herausgegebene Flugblatt zugrunde lag. Dieses Extrablatt befasst sich ganz im Sinne des Hexenwahns mit den Ursachen des Brandausbruchs und möchte den Hexenglauben durch diese Katastrophe geradezu untermauern. Selbst ein so klarer und kluger Mann wie der bedeutende Humanist Erasmus von Rotterdam stand, wenn auch eher kritisch, in seinem Bann. So schrieb der weltberühmte Gelehrte am 25. Juli 1533 anlässlich seines Besuches in Freiburg einen Brief an den Schatzmeister des Königs von Portugal, Damian van Goes, der von dem Vorfall gehört hatte und Näheres darüber wissen wollte. „Die Stadt von welcher Dir erzählt worden heißt auf deutsch Schiltach, sie liegt von Freiburg acht gute deutsche Meilen entfernt. Ob alles wa gemeinhin darüber im Umlauf ist der Wahrheit entspricht, wage ich nicht zu behaupten, das ist gewisslich wahr, dass die ganze Stadt plötzlich zusammengebrannt ist und dass ein Weib aus sein Geständnis hin hingerichtet wurde.

"Der Teufel von Schiltach", Gemälde von Karl Eyth

Der Brand ereignete sich am 10. April 1533 nach Christi Geburt am Donnerstag vor Ostern. Einige Bürger des Städtchens haben beim Magistrat unserer Stadt (Freiburg) aus guter Quelle den Hergang erzählt, wie mir ihn Heinrich Glareanus (ein Freund von Erasmus) wiedergegeben hat, wie ich es in Erinnerung habe: Ein Damön gab durch Pfeifen ein Zeichen von einem bestimmten Teil des Gebäudes aus; der Wirt vermutete es sei ein Dieb, stieg hinauf, fand aber niemanden. Jedoch wurde das Zeichen wiederholt aus einer Kammer, die höher gelegen ist. Und dorthin stieg der Wirt hinan. Auch dort fand sich nichts, dagegen wurde das Pfeifen jetzt von der Spitze des Kamins gehört. Jetzt kam dem Wirt der Gedanke es sei irgendein Dämon, er mahnte die Seinen, sich vorzusehen. Es wurden zwei Priester herbeigeholt und der Exorzismus angewandt. Er antwortete er wolle die Stadt verbrennen. Als die Geistlichen im drohten, antwortete er ihnen, er mache sich aus ihren Drohungen nichts, denn der eine von ihnen sei ein Hurer und jeder von ihnen ein Dieb. Einige Zeit später hob er ein Weibsbild, mit der er seit vierzehn Jahren eine Liebschaft hatt; während sie unterdessen jährlich gebeichtet und die Kommunion empfangen hätte; in die Luft und setzte sie auf die Spitze des Kamins. Er gab ihr einen Topf und befahl, dass sie ihn ausleere. Sie leerte ihn aus und innerhalb einer Stunde war die ganze Stadt verbrannt. Ob der Dämon verärgert war, weil der Sohn des Wirtes als Nebenbuhler auftauchte, ob er deswegen die Stadt vernichtete und das Weib ins Verderben brachte habe ich nciht vernommen, es ist aber nicht unwahrscheinlich. Des Gerede über dieses Ereignis hält sich in unserer Nachbarschaft so fest, dass man es nicht als Erfindung abtun kann. Es wird auch von anderem derartigem gesprochen, ich will aber Deine Ohren von solchem Gerede des gemeinen Volkes verschonen.“