Geschichte
Vor der Gründung: Abessinien-Krieg 1936
Auch schon vor der Gründung der Freien Narrenzunft Schiltach wurde im Städtle Fasnet gefeiert. So wurde 1936 auf dem Marktplatz – aus heutiger Sicht gesehen makabere Art und Weise – der Abessinien-Krieg inszeniert. Hintergrund dieses Spektakels war die Eroberung Abessiniens (das heutige Äthiopien) durch die Italiener. In der damaligen Zeit war das wohl Grund genug, Italien war Verbündeter des Deutschen Reiches, die Person des Äthiopischen Kaisers der den Titel „Negus“ hatte auf nicht ganz ernst zu nehmende Art und Weise an der Fasnet darzustellen.
Die Geburtsstunde der Freien Narrenzunft Schiltach: Fasnachtskampagne 1949/1950
Es waren Männer wie Karl Scharpfenecker, Fritz Joos, Hermann Reuter, Salomon Borho, Georg Dieterle, und Karl Weck – um nur einige zu nennen – die in den frühen Nachkriegsjahren den Versuch unternahmen, das bis dahin wirre Fasnachtstreiben in Schiltach unter einer klar strukturierten Dachorganisation zu vereinen.
Motor und treibende Kraft waren die aus Wolfach stammenden Georg Brahm (Architekt) und Philipp Armbruster (Seilermeister), die mit einigen Schiltacher Wirts- und Geschäftsleuten den Grundstein zur Bildung der Freien Narrenzunft Schiltach legten. Das höchste Amt in der Freien Narrenzunft Schiltach bekleidete der Narrenvater, der tatkräftig vom Elferrat unterstützt wurde.
Von nun an machten die Schiltacher „Fasnet für Schiltacher“. Alljährlich wurde ein Prinz Karneval gewählt, der dann über die hohen Fasnetstage in Schiltach regierte. Ihm zur Seite standen zwei närrische Prinzessinen und weiterer Hofstaat. Die Suche nach dem Prinz Karneval war für die Freie Narrenzunft jedes Jahr ein kleines Problem. Nur unter größten Anstrengungen gelang es damals für die jeweilige Kampagne einen solchen zu finden. Schließlich war das Amt des Prinzen immer mit finanziellem Aufwand für ihn verbunden. So war es nicht verwunderlich, dass 1958 Karl Sauerbrunn der letzte Prinz der Freien Narrenzunft wurde. Fortan wurde das Amt des Prinzen nicht mehr besetzt. Am Schmotzigen Donnerstag zog der Prinz auf seinem Wagen in Begleitung des Narrenvolkes zur Schlüsselübergabe auf den Marktplatz, wo ihm vom Bürgermeister die Macht über das Rathaus übergeben wurde.
Nachdem die Narrenfahne gehist war, begab man sich ins „Gasthaus Rössle“, wo die Machtübernahme und der Beginn der hohen Zeit mit der Narrenversammlung gebührend gefeiert wurde. Am Fasnetssundig fand dann der Umzug statt, der aber auch schon mal wegen allzu schlechter Witterung ausfallen musste oder aber als Kinderumzug durchgeführt wurde. Der Umzug am Sonntag gewann erst nach dem 25-jährigen Jubiläum an Bedeutung, als man dazu überging auch auswärtige Narrenzünfte nach Schiltach einzuladen. Der damalige Zunftmeister Karl Sieber war hierbei treibende Kraft.
Freie Narrenzunft wird E. V.
Das Narrengeschehen in Schiltach wurde immer besser und nahm organisierte Formen an. So beschlossen die Schiltacher Narren die Freie Narrenzunft in einen eingetragenen Verein umzuwandeln. Am 16. Januar 1965 fand im Gasthaus „Brücke“ die Gründungsversammlung statt. Die Zunft nennt sich fortan Narrenzunft Schiltach e. V. „Zunft zur Pflege alter Überlieferungen“. Die Zunftleitung ging über an den Oberzunftmeister. Sein Stellvertreter wurde ein Zunftmeister. Der Zunftrat wurde das beratende und beschließende Gremium, neben der Zunftversammlung. Bereits Ende 1965 war die Narrenzunft auf 100 Mitglieder angewachsen, eine weitere Aufwärtsentwicklung kündigte sich damit in aller Deutlichkeit an. Heute zählt der Verein ca. 400 Mitglieder.
Aktuell
Seit Anfang der 90er Jahre beteiligen sich die 1986 gegründeten Schuhu-Hexen an der Gestaltung des Fasnetssonntags. Ein paar Jahre später kam der Schiltacher Verein Egehaddel hinzu. Unter dem Motto „Fasnet im Flößerstädtle“ gelang es den drei Vereinen des Fasnetssunndig zu einem Höhepunkt der Schiltacher Fasnet werden zu lassen. So kam es in dieser Zeit zur Einführung des „Sternmarsches“, bei dem die drei Vereine mit musikalischer Unterstützung aus verschiedenen Richtungen auf den Marktplatz einmarschieren. Durch die stetige Zunahme von Gastzünften und dem dadurch ebenfalls zunehmenden Zuschauerstrom entwickelte sich nach Umzugsende ein echtes Narrentreiben im Städtle, wobei zwischenzeitlich auch wieder von einer Lokalfasnet geredet werden kann.